Die Wurzeln dieses einzigartigen Austauschs reichen weit zurück. Schon als Kind wurde Jack Shackletons Interesse (Musiklehrer und Leiter der Big Band an der Rhinebeck High School) durch die Erzählungen des Stadtarchivars in Rhinebeck über die deutschen Siedler des 17. Jahrhunderts geweckt. Diese Inspiration führte ihn dazu, 1978 den ersten musikalischen Austausch mit der vermeintlichen Schwesterstadt Rheinbach ins Leben zu rufen. Eine Gruppe amerikanischer Jugendlicher reiste nach Deutschland, um mit ihrer Big Band aufzutreten und das Leben in deutschen Gastfamilien kennenzulernen. 1979 erfolgte der erste Gegenbesuch einer deutschen Schülergruppe in Rhinebeck – der Grundstein für eine langjährige Tradition war gelegt.
Der eigentliche Startschuss fiel Mitte der 1980er-Jahre, als Shackleton sich offiziell an den Bürgermeister von Rheinbach wandte, um mit seiner Band in der Stadt aufzutreten. Die Verbindung zu Rheinbach wurde über das deutsche Konsulat in New York hergestellt, da der Name Ähnlichkeiten mit Rhinebeck aufwies. Ein Bürger in Rhinebeck, Fred Hatesaul, kannte Rheinbach. Er war nämlich 1959 aus Köln nach NY ausgewandert und hatte sich nach einigen Jahren in Rhinebeck niedergelassen.
Da viele Schulen in den Osterferien nicht teilnehmen konnten, organisierte Pater Mörchen, Musiklehrer am VPK, die Unterbringung der amerikanischen Gäste im Internat des VPK, das während der Osterferien leer stand. So konnte der erste Austausch im Jahr 1978, mit einem erfolgreichen Konzert als Höhepunkt, stattfinden. Neben Pater Mörchen spielten auch Pater Hadulla mit der Big Band des VPK sowie weitere musikalische Ensembles aus Rheinbach eine Rolle.
Die Begeisterung nach diesem ersten Besuch war so groß, dass 1979 eine deutsche Schülergruppe nach Rhinebeck reiste. In der Folge etablierte sich ein festes Organisationsgremium aus Lehrkräften verschiedener Schulen, darunter Pater Mörchen (Vinzenz-Pallotti-Kolleg), Hans-Willy Walbröhl (Städtisches Gymnasium Rheinbach) und Gert Wirtz (St. Joseph-Gymnasium), unterstützt von Lehrkräften der Realschule und Hauptschule.
Seit der Gründung des Programms hat der Austausch in regelmäßigen Abständen stattgefunden:
1978/79: erster Besuch der Amerikaner in Rheinbach und Gegenbesuch in Rhinebeck
1983/84: Deuschland in den USA und USA in Deuschland
1988/89: Deutschland in den USA zum 300-Jahr-Jubiläum von Rhinebeck und Gegenbesuch in Rheinbach
1993/94: Deutschland in den USA und USA in Deutschland
1998/99: Deutschland in den USA und USA in Deutschland
2003/04: USA in Deutschland und Deutschland in den USA (wegen Schwierigkeiten, amerikanische Teilnehmer zu finden, wurde getauscht)
2007/08: USA in Deutschland, Deutschland in den USA
2012/13: USA in Deutschland, Deutschland in den USA
2017/18: USA in Deutschland, Deutschland in den USA
2023/24: (um ein Jahr wegen Corona verschoben) USA in Deutschland, Deutschland in den USA
Mit dem nächsten Austausch 2027/28 steht ein besonderes Jubiläum an: 50 Jahre Rhinebeck-Rheinbach-Austausch!
Ein besonderes Zeichen der Verbundenheit ist die silberne Trompete, das Symbol des Rhinebeck-Rheinbach-Austausches. Sie wird bei jedem Abschlusskonzert in einem feierlichen Akt an die nächste Gastgeberstadt überreicht. Derzeit befindet sie sich in den USA und kehrt 2027 wieder nach Deutschland zurück.
Die Hymne „Brotherhood of Men“ ist ein bedeutendes Symbol des Rhinebeck-Rheinbach-Austauschs. Sie basiert auf einer Melodie von Georg Friedrich Handel und wurde von Marcus Wiley arrangiert. Die Hymne spiegelt die Werte von Brüderlichkeit und internationaler Freundschaft wider und wurde erstmals während des Austauschs in den späten 1980er Jahren aufgeführt. Seitdem ist sie bei den Abschlusskonzerten des Austauschs ein fest etablierter Bestandteil und begleitet die Feierlichkeiten als musikalisches Symbol der Verbundenheit zwischen den beiden Städten und den beteiligten Kulturen.
Das Motto des Austauschs hat sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt und wurde zu einem wesentlichen Teil der Identität des Programms. Während des Austauschs 1983/84 war das Motto „Hands Across the Water“, das die symbolische Verbindung der beiden Städte und Kulturen über den Atlantik hinweg verdeutlichte. Bei der Abschiedsfeier am 15. April 1984, kurz vor der Abreise der deutschen Teilnehmer, hielt ein Lehrer aus Rheinbach eine bewegende Rede, in der er die Dankbarkeit und die tiefen Emotionen der Teilnehmer ausdrückte. Er sagte: „Dies war für uns alle eine Erfahrung von nicht nur ‚Händen über das Wasser‘, sondern von Händen und Herzen über das Wasser.“
Angesichts dieser rührenden Worte wurde das Motto für den nächsten Austausch 1988/89 in „Hearts Across the Water“ geändert, das bis heute als dauerhaftes Symbol des Austauschs gilt. Es betont die herzliche und freundschaftliche Verbindung zwischen den beiden Städten und ist ein Zeichen der tiefen menschlichen Verbindungen, die über den Austausch hinweg entstanden sind.
Seit über vier Jahrzehnten verbindet der musikalische Austausch Jugendliche aus beiden Städten. Über 1.000 Schülerinnen und Schüler und rund 800 Familien haben daran teilgenommen. Die Musik dient als Brücke zwischen den Kulturen und schafft Freundschaften, die oft ein Leben lang halten.
1988 wurde der Austausch erstmals in die Sommerferien verlegt, um ihn mit dem 300-jährigen Bestehen Rhinebecks zu verbinden und gemeinsame Ausflüge sowie Picknicks einfacher organisieren zu können. Über die Jahre haben viele engagierte Lehrer, Musiker und Organisatoren den Austausch geprägt. Bis 2013/14 leitete Gert Wirtz den Arbeitskreis, danach übernahm Michael K. diese Aufgabe.
Heute steht der Rhinebeck-Rheinbach-Austausch als lebendiges Beispiel für die verbindende Kraft der Musik und den Wert internationaler Freundschaften. Durch die Musik entstehen Brücken zwischen Kulturen – Brücken, die bereits Generationen getragen haben und es auch in Zukunft tun werden.